Jahrgang 45

Spielfilm, Deutschland 1966

Nicht verfügbar
Das junge Ehepaar Al und Li lebt in Berlin-Prenzlauer Berg. Schon nach wenigen Monaten Ehe beschließen sie, sich scheiden zu lassen. Vor allem Al leidet unter der Empfindung, sich nicht mehr entfalten und ausprobieren zu können. Um klare Gedanken zu fassen, nimmt er Urlaub, bummelt durch Berlin, trifft Fremde und Freunde ... „1966 konnte Böttcher JAHRGANG 45 realisieren, seinen ersten richtigen Spielfilm: eine kleine, alltägliche Geschichte besetzt vor allem mit Laien, gedreht auf Straßen und Plätzen Berlins, in den Wohnungen und Hinterhöfen des Prenzlauer Bergs. Doch Böttcher durfte ihn nicht fertig stellen: Zusammen mit einem runden Dutzend weiterer DEFA-Spielfilme wird er nach dem 11. Plenum des ZK der SED verboten, bleibt bis nach der Wende im Regal liegen. Seine Hauptfigur sei «indifferent, gedankenlos, unreif, asozial» heißt es, das Milieu «trist und unfreundlich». Danach durfte Böttcher keinen Spielfilm mehr drehen. Sieht man JAHRGANG 45 heute, so verblüffen seine Frische, seine Beiläufigkeit, seine atmosphärische Dichte. In seiner Hauptfigur Al spürt man den Geist des Aufbruchs, der sich Mitte der 60er Jahre in ganz Europa ausbreitete: einer, der sich den Zumutungen des kleinbürgerlichen Lebensmodells entzieht, der noch nicht weiß, was er will, aber genau spürt, was er nicht will. Rolf Römer spielt diesen jungen Mann mit dem ganzen Körper: Reden tut er eher wenig, ausweichend und flapsig dafür sind seine Gesten umso beredter. Schon wie er eine Straße entlangschlendert, das weiße Hemd immer aufgeknöpft bis zur Mitte der Brust, mit geschmeidigen, tänzerischen Schritten: Daraus spricht einherrlich unbekümmertes Selbstbewusstsein, das sich auch vom Kaderleiter seines Betriebes nicht ducken lässt. Vergleicht man JAHRGANG 45 mit Filmen, die zur selben Zeit im Westen entstanden, mit Kluges ABSCHIED VON GESTERN, Schamonis ES und anderen jungen deutschen Filmen, mit den Arbeiten der Nouvelle Vague in Frankreich, des Free Cinema in Großbritannien, dann gibt es keinen Zweifel: Mit JAHRGANG 45 – hätte man ihn damals nur sehen können – wäre Jürgen Böttcher eine der Leitfiguren dieser filmischen Aufbruchsjahre geworden.“ Kraft Wetzel „Wichtige Entscheidungen standen aus, als der Film verboten wurde, mit jeglicher Arbeit abgebrochen werden musste. Wir befanden uns etwa zwischen Roh- und sogenanntem Feinschnitt. Die Form des Films war noch nicht endgültig. Nach dem 11. Plenum gab es in der Gruppe «Roter Kreis» eine Art kommissarische Leitung unter dem Produktionsleiter Hans Mahlich. Brutale Schnittanweisungen wurden ausgesprochen und mussten befolgt werden. Wir hofften immer noch, JAHRGANG 45 zu retten. Es nutzte alles nichts, er wurde verboten.“ Jürgen Böttcher Der einzige Spielfilm des Malers und Dokumentaristen Jürgen Böttcher, der seine Premiere erst auf der Berlinale im Forum des Jungen Films 1990 erlebte, ist zugleich „der schönste Film, der von der DEFA realisiert wurde“ Hans-Joachim Fetzer.
91 Min.
HD
Ab 6 Jahren

Weitere Informationen

Kamera:

Roland Gräf

Montage:

Helga Gentz

Besetzung:

Rolf Römer (Al)

Monika Hildebrandt (Li)

Holger Mahlich (Hans)

Paul Eichbaum (Mogul)

Gesine Rosenberg (Rita)

Werner Kanitz (Napoleon)

Ruth Kommerell (Mutter)

Walter Stolp (Kaderleiter)

Ingo Koster (Heinz)

Anita Okon (Sylvi)

Richard Ruckheim (Opa)

A.R. Penck (Freund)

Originaltitel:

Jahrgang 45

Originalsprache:

Deutsch

Format:

4:3 HD, S/W

Altersfreigabe:

Ab 6 Jahren

Weiterführende Links:

IMDb

The Movie Database