Jürgen Böttcher

* 1931 Frankenberg, Germany
Der Dokumentarist Jürgen Böttcher alias Maler Strawalde zählt zu den großen Künstlern der DDR. Zeit seines Lebens ist er unangepasst. Mit seiner Neigung zum Experiment hat er entscheidenden Einfluss auf Künstler nachfolgender Generationen. Seine avantgardistischen Filme sind inhaltlich und formal wegweisend. Der Regisseur sucht in den kleinen, alltäglichen Gesten und Zeichen, die häufig übersehen werden, den Sinn und die Schönheit des Lebens. Seine Filme über die Arbeits- und Kunstwelt werden so zu eindrucksvollen und unverkennbaren Porträts, seine Protagonisten – Küchenfrauen, Wäscherinnen, Stahlarbeiter, Rangierer – strahlen Würde aus. Jürgen Böttcher wird am 8. Juli 1931 in Frankenberg (Sachsen) als Hans Jürgen Traugott Böttcher geboren. Sein Vater ist Studienrat, seine Mutter arbeitet als Buchhändlerin. Die Familie zieht mit den drei Kindern in die Oberlausitz. Dort wächst er in dem Ort Strahwalde auf und besucht die Oberschule in Löbau. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kommt er nach Dresden und beginnt 1949 ein Studium der Malerei an der dortigen Akademie für Bildende Künste bei Wilhelm Lachnit, das er 1953 beendet. Danach arbeitet er als freischaffender Maler, gibt Kurse an Dresdner Volkshochschulen. Mehr und mehr verlagert sich sein Interesse zum bewegten Bild und zum filmischen Raum. Von 1955 bis 1960 studiert er Regie an der Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg. Es entstehen erste Kurzfilme, gemeinsam mit dem Kameramann Christian Lehmann. Sein Abschlussfilm NOTWENDIGE LEHRJAHRE (1960) dreht er über straffällig gewordene Jugendliche in einem Jugendwerkhof in Thüringen. Schon hier zeigt sich ein hervorstechendes Merkmal seiner späteren Filme: Jürgen Böttcher gibt seinen Protagonisten viel Raum; er nähert sich vorurteilsfrei, einfühlsam und vorsichtig. Außerdem ist seine Neugierde an den Lebenssituationen und -geschichten seiner Figuren zu spüren. (Quelle: DEFA-Stiftung)